Reise der Seele
Im Nu kann ein zarter Dufthauch
uns auf den Grund unseres Wesens absinken lassen,
wird unser Leben durch ein
flüchtiges Empfinden vertikal:
Ein Geruch nur verbindet uns mit
einem anderen Ort und einer anderen Zeit.
Das Ausmass unserer Veränderung im Erfassen dieses Augenblicks - das ist die Spirale:
Die Bahn, die wir durchlaufen haben, um den gleichen Punkt auf einer anderen
Windung zu erreichen.
Unser ganzes Erleben gleicht diesem
betörenden Duft:
In ihrer Vertrautheit fast schon langweilige Situationen wiederholen sich, bis
wir sie im Licht der vorherigen Zeitrunde in den Griff bekommen.
Je mehr uns dies gelingt, desto
steiler die Steigung, die das Mass unseres Wachstums ist.
Anhand der Spirale, die wir auf der
Lebensreise beschreiben, können wir uns mit uns selbst vergleichen und
feststellen,
wie sehr wir uns verändert haben,
seit wir zuletzt in der Stadt waren, unseren Bruder getroffen oder Weihnachten
gefeiert haben.
Die Zeit selbst ist zyklisch, und
anhand der Spirale ihrer Jahreszeiten prüfen wir Fortschritt und Zunahme
unseres Verständnisses.
Wir bauen uns ein Spiralhaus zum
Schutz vor dem ständigen Ausströmen des Lebens, dem ansonsten ungehinderten
Fliessen ins Unbekannte.
Da das uns Unbekannte Macht über uns
hat, wären wir andernfalls so verwundbar wie eine Schnecke, deren Haus gerade
und in die Länge wüchse.
Die Vertrautheit der Lebenserfahrungen
umringt und schützt uns und schafft so jene geheimnisvollen Bergszenerien mit
halb verborgenen Windungen, die Vermutungen und Erwartungen in uns wecken.
Der steile gerade Pfad ist den
meisten von uns versperrt. Der Mystiker nennt ihn die „Abkürzung“, den Pfad der
Erleuchtung.
Was aber den Weg des Mystikers
erhellt, blendet den gewöhnlichen Menschen, der auf das Licht der vollen
Erkenntnis nicht vorbereitet ist.
Für ihn ist die entschleierte
Wahrheit der Tod; er muss statt dessen den allmählichen Aufstieg wählen, der
ihm die schützende Sicherheit seiner sanften Windungen gewährt.